Sting füllt mit seinem Symphonicity-Projekt die Wiener Stadthalle.
Opulente Arrangements vermögen einem guten Song - sofern inspiriert auf den Charakter der Miniatur eingegangen wird - den letzten atmosphärischen Schliff zu verleihen. Im ungünstigen Fall allerdings finden sich die Liedchen zur höchsten Stufe ihrerer Harmlosigkeit emporarrangiert und landen auf dem Friedhof des Symphonic-Pop. Insofern ist es gar nicht so unpassend, dass Sting in der gut gefüllten Stadthalle schwarz trägt.
Ziemlich schnell wird klar: Er bereitet seinen vielfach hochkarätigen Melodien mit dem Royal Philharmonic Concert Orchestra unter einem wild fuchtelnden Steven Mercurio gleichsam ein akklamiertes Begräbnis erster Klasse. Man hat natürlich anderes erhofft. In den letzten Jahren hat sich der Brite ein bisschen der Alten Musik zugewandt, hat sich dabei als Interpret von John Dowland (Lautenist und Songgenie des elisabethanisches Zeitalters) einigermaßen charmant präsentiert.
Das aktuelle Projekt "Symphonicity" jedoch hat es in sich. Der orchestrale Wohlstandsbauch, den die Songs zugelegt haben, ist von einer Trivialität, die Sting zu einem Sänger macht, der nun in den Geschäftsbereich des Zuckergeigers André Rieu eindringen will. Ob nun 'Roxanne', 'Russians' oder 'If I Ever Lose My Faith in You' - alles wird durch den Fleischwolf des Banalen gedreht. Da kann Sting noch so souverän singen.
Und: Im Gegensatz zur CD ist das Orchester, das bestimmt an Unterforderung litt, live mitunter gar nicht zu hören oder nur als breiige Soundmasse neben einer kleinen Rockband. War ein seltsamer Beitrag zur Musik-Bombastologie. Hits klangen wie Vierterl auf einen symphonischen Doppler gespritzt. Und mitten drin ein gespenstisch relaxter Typ, der es besser können/wissen müsste.
© Der Standard by Ljubiša Tošic